Wir könnten ja mal...

... zu Botticelli gehen

In der Gemäldegalerie gibt es seit dem 24. September eine Botticelli-Ausstellung betitelt mit "Botticelli 2015 - 1445" oder auch "The Botticelli Renaissance". Dass Renaissance hier in doppeltem Sinne verstanden werden muss, wurde uns erst in der Ausstellung selbst bewusst: War er doch ein durchaus bekannterer Maler zu Zeiten der Renaissance, so vergaß man ihn jedoch bereits kurz nach seinem Tod und entdeckte ihn erst im 19. Jahrhundert wieder - sprich er bzw. seine Werke erfuhren eine Renaissance. Und genau darauf konzentriert sich die Ausstellung. Neben einigen Bildern von ihm gibt es jede Menge Malereien, Zeichnungen, Fotografien und sogar Kleidung zu betrachten, in denen sich Künstler vom 19. Jahrhundert an bis heute von Botticellis Werken inspirieren ließen, sei es, dass sie einzelne Elemente herausgriffen und sie individuell darstellten bzw. in eigenen Werken integrierten, oder dass sie ganze Bilder kopierten und - in den meisten Fällen - in eigene Interpretationen abwandelten.

Mein Eindruck mag falsch sein - und gar so oft war und bin ich ja nun auch nicht in Museen, dass meine Eindrücke da repräsentativ wären, noch dazu ich von Malerei insgesamt wenig Ahnung habe - jedoch habe ich immer wieder den Eindruck, dass in vielen Ausstellungen die "Künstler", die kopierten bzw. neu interpretierten, eher unbekannte Menschen sind oder waren, von denen man noch nie etwas hörte. Was natürlich nicht gleichbedeutend mit "sie sind schlecht" ist, aber die Frage, die ich mir dann immer stelle ist, ob dieses "wurde gerne und oft kopiert" dann noch einen wirklichen "Wert" hat oder ob es dazu nicht eher Künstler benötigt, die ihrerseits auch bekannt wurden oder sind. Sicherlich ein Ansatz, über den sich auch vortrefflich diskutieren ließe. In dieser Ausstellung jedenfalls ist das sowieso anders. Neben vielen mir durchaus auch unbekannten Menschen, befanden sich Künstler wie z. B. Dalí, Degas, Magritte und Warhol, die sich offensichtlich von Botticellis Werken inspirieren ließen.

Die Ausstellung selbst empfand ich als etwas ungeschickt aufgebaut. Erst Botticellis Werke und dann die Interpretationen hätte ich als weitaus sinnvoller empfunden. So wird man jedoch zuerst an den Werken der neueren Zeit vorbei geführt und kann, sofern man keine Führung mitmacht, viel Kunstkenntnis besitzt und/oder sich vorher diverse Hintergründe aneignete, nur begrenzt etwas aus den Bildern gewinnen - in Bezug auf Botticelli. Kommt man dann zu seinen Werken, kann man sich gewisse Zusammenhänge erschließen, bräuchte jetzt aber eigentlich noch einmal den Anfang, um sich nun genauer auf die Details konzentrieren zu können. Ein wenig ungeschickt, wie ich finde.

Nichtsdestotrotz ist die Ausstellung recht interessant und lohnt einen Besuch. Voll war es allerdings: Man sollte einen Tag wählen, an dem etwas weniger Besucher zu erwarten sind, sofern man nicht ewig in der Schlage stehen möchte.

29.11.2015 - Conny