Die Geschichte ist sehr vielen Menschen vermutlich aus dem gleichnamigen Film von 1964 mit Adrey Hepburn und Rex Harrison bekannt.: Professor Higgins, ein angesehener Phonetiker, vertritt die These, dass sich der Mensch über seine Sprache definiert, nicht über seine Herkunft. Gegenüber Oberst Pickering behauptet er lautstark, dass er z. B. der Blumenverkäuferin Eliza Doolittle, der sie nach dem Theater zufällig begegnen und die starken "Straßen-Slang" spricht, die perfekte Aussprache beibringen könnte und sie damit in der High Society nicht als Mädchen von der Straße auffallen würde. Eliza nimmt die Worte, die eher einen prahlerischen Hintergrund hatten, ernst und möchte vom Professor Unterricht haben. Dieser hat zunächst keine Lust, sich weiter mit ihr auseinander zu setzen, lässt sich dann jedoch auf eine Wette mit Oberst Pickering ein: Bis zum Diplomatenball wird er Eliza zu einer "ordentlichen" Sprache verholfen haben. Eben dieser Ball soll dann auch der Prüfung für die Wette dienen. Der Weg dorthin ist jedoch hart: Herablassend und hart behandelt der Professor Eliza, die bei ihm im Haus einzieht und von morgens bis abends Sprechübungen absolvieren muss.
Diese Geschichte wollten wir uns nun also am 19. März in der Komischen Oper anschauen und anhören. Leider wurden wir ziemlich enttäuscht. Mal abgesehen vom Orchester, das wieder hervorragend war, gab es jede Menge Mängel. Die Sänger hatten nicht genug Stimmumfang: sobald es in die höheren Lagen ging, finden sie an zu kieksen. Dazu gewannen wir den Eindruck, dass unbedingt gezeigt werden musste, was man hat: je mehr Leute auf der Bühne tanzten und herumsprangen, desto "besser", egal ob es überhaupt zur Geschichte passte oder nicht. Masse statt Klasse schien da die Devise gewesen zu sein. Überhaupt, Geschichte: die blieb irgendwie auf der Strecke. Alleine durch die Lieder erzählt sie sich nicht, da braucht es schon den Text und durchaus auch das Schauspiel drumherum. Verdeutlicht wurde da jedoch wenig: ihre Freunde, die Rolle ihres Vaters, Freude, Verletzung - überhaupt Emotionen: hallo, wo wart ihr?
Nein, tut uns leid, aber da fehlte gänzlich der rote Faden. Schade. Vielleicht sollte die komische Oper mal dazu übergehen und ihren Schwerpunkt weniger auf den Showtanz zu legen und mehr Engagement in Schauspiel und Leistung im Gesang zu investieren. Denn wenn ich Akrobatik in dieser Art haben will, gehe ich in den Zirkus oder in entsprechende Shows. Bei denen läuft's dann auch klasse im Gleichklang, da muss die Komische Oper noch üben. (Zumindest gewinne ich immer wieder den Eindruck, dass Synchronisation nicht so ihr Ding ist.)
19.3.2016 - Conny