Wir könnten ja mal...

... zu Bodo Wartke gehen

Eintrittskarte

Die manchmal etwas seltsamen Lieder des Bodo Wartke liefen mir schon vor einigen Jahren über den Weg.Teils absurde, vorwiegend beziehungslastige, manchmal auch ernste Texte, am Klavier vorgetragen, immer etwas seltsam gereimt, mit Brüchen mitten im Wort - da reimt sich dann auch "was sehr trist war" auf "Geschwister", nur so zum Beispiel.

Besagter Bodo also war im Admiralspalast in Berlin, mit verschiedenen Programmen, und während viele seiner Klaviersdelikte (ja, heißt so) auch bei youtube zu finden sind, so sagte mir "König Oedipus" erst mal nichts weiter. Gut, die Geschichte kannte ich in Grundzügen, aber ich ging davon aus, daß das nur ein Aufhänger sei, ein Lied oder zwei - wie bei "Duo Sonnenschirm" zum Beispiel die "Ballade von der Oedibus-Endhaltestelle, so mit Blindem Passagier und so... - aber dann kam alles anders.

Was uns erwartete, war nämlich tatsächlich eine ziemlich umfassende Bearbeitung des Sophokles'schen Textes, die inklusive Pause drei Stunden ging. Aber diese Neubearbeitung, Umdichtung, auch Straffung, die kabarettistischen Einlagen, die Klavier- und Rap-Momente ließen den schweren Tragödienstoff leichtverdaulich werden. Wartke spielte fast alle Rollen selber, war Apoll, Teresias, Iokaste - nur die Rolle der Sphinx, die überließ er einem Plüschlöwen.

Teilweise waren die Vereinfachungen, die Vorgriffe und Erklärungen auch etwas gewagt und bestimmt würden altgediente Gymnasiallehrer jede Menge fehlerhafte Details bemängeln und, wenn sie könnten, auf offener Bühne mit rotem Stift anstreichen - aber es war unterhaltsam, es frischt den alten Sagenstoff wieder auf, wenn man ihn schon mal gekannt und fast genauso lange wieder vergessen hatte - und wenn man ihn noch gar nicht kannte, konnte man ihn eben auf kurzweilige Art kennenlernen.

21.10.2015  -  Dirk