Wir könnten ja mal...

... nach Mallorca fliegen

Im November waren wir eine Woche im warmen Süden. Berlin im November ist meistens grau und häßlich - nun gut, manche meinen, diese Stadt sei immer grau und häßlich, aber im November und Dezember gibt sie sich die meiste Mühe, in dieser Beziehung nicht zu enttäuschen.

Also flohen wir für diese eine Woche in den Süden. Zwar nach Mallorca, aber nicht nach "Malle", wie ich diesen Ballermann-Mallorca-All-Inclusive-Sauf-und-Feier-Urlaub nenne, sondern in den Nordosten, nach Alcudia. Genauer gesagt, nach Port d'Alcudia, in einem glücklicherweise ziemlich leeren Hotel in einem ebenso leeren Urlauberdorf voller leerer Hotels mit einem ziemlich langen und ziemlich leeren Sandstrand.

Beach of Port d'Alcudia
Beach of Port d'Alcudia
Beach of Port d'Alcudia
Beach of Port d'Alcudia

Ein Stück landeinwärts liegt das Örtchen Alcudia, das dem Hafen und der Bucht seinen Namen gab. Zufälligerweise war es grad Allerheiligen, als wir dorthin wanderten, dadurch begegneten wir einem sehr schönen Friedhof. Und das Städtchen selber, von einer noch weitgehend intakten Steinmauer umgeben und von kleinen Gassen durchzogen, war auch sehr reizvoll.

Friedhof in Alcudia
Friedhof in Alcudia
Stadtmauer in Alcudia
Kirche in Alcudia

Noch nördlicher liegt Cap Fermentor, quasi am allernordöstlichsten Zipfel der Insel. Leider fahren viele Busse im November nicht mehr, weil die meisten Touristen weg sind, deshalb brauchten wir ein eigenes Auto, um bis dorthin zu kommen. Auf der Landkarte nur sieben Kilometer von Port de Pollenca entfernt, schlängelt sich die Straße bis zum Leuchtturm über so viele Kurven, daß man da letzlich auf gute zwanzig Kilometer kommt, mehr, als man so an einem Novembernachmittag laufen möchte. Aber verschiedene Blickwinkel auf dem Weg entschädigen für die Mühe.

Und auch auf der anderen Seite von Port de Pollenca, im Valle de Boquer, einem straßenlosen Tal gab es nach einem längeren Spaziergang sehr schöne Ausblicke.

Cap Fermentor
Küste
Ziege
Bahia de Boquer
Valle de Boquer
Valle de Boquer

Auch das Örtchen Pollenca selber ist einen Besuch wert. Ein bißchen weit ab vom Schuß - damit aber wohl auch von nachts anlandenden Piraten - liegt es zwischen den Bergen des Nordens, auch hier kleine Gassen, kleine Kneipen und eine Wallfahrtskirche, zu der man über 365 Treppenstufen emporsteigen kann.

Und auch die Heilige Familie ist ausnahmsweise mal komplett da.

Wir waren noch einen Tag mit dem Auto unterwegs, dieses Mal zu einer Tropfsteinhöhle an der Küste. Die Cuevas de Artà liegen dicht neben einem anderen Ferien-Hotel-Dorf, leider auf der anderen Seite eines kleinen Flüßchens, so daß wir, als wir dann in dem Ort angekommen waren, noch mal ne ganze Runde zurück und auf die andere Seite fahren durften. Aber die Höhle selbst, mit bis zu 45 m hohe Gewölben, entschädigte für den Weg. Die Gruppe, mit der wir unterwegs waren, war auch sehr klein, so daß da niemand Streß machen oder die Leute weiterscheuchen mußte. Überhaupt lief die Tourismusbespaßung nur auf sehr kleiner Flamme, was wir sehr angenehm fanden.

Auf dem Rückweg von der Höhle in Richtung Artà machten wir noch bei einem alten Wehrturm halt, dem Torre de Canyamel (übersetzt wohl Zuckerrohrtum), dort gibt es eine touristisch orientierte Gastwirtschaft, in der man aber ganz gut essen konnte.

Auf dem Rückweg, gleich hinter dem Zuckerrohrturm, kamen wir nach Artà - vorher aber noch bei einer Versammlung zweidimensionaler Wächter vorbei. Und auf dem Haupte eines dieser Wächter saß tatsächlich eine Fangschrecke, eine europäische Verwandte der Gottesanbeterin. Ich hätte ja nicht gedacht, so etwas in Europa in freier Wildbahn mal zu sehen - und dann noch direkt an der Straße...

Arta selber ist auch eher klein und blaß - es dauerte ein bißchen, das Zentrum zu finden, und das lohnte sich dann auch nicht wirklich. Was hingegen für den Zwischenstopp entschädigte, war die Wallfahrtskirche "Santuari de Sant Salvador", auf einem Berg am Rande des Örtchens, umgeben von einer dicken Wehrmauer, breit genug, um darauf spazierenzugehen. Und wenn die Sonne nicht zwischen den Hügeln im Westen unterginge, sondern weiter südlich, hätten wir auch noch einen sehr schicken Sonennuntergang bekommen.

Ach ja, gleich südlich von Alcudia liegt der Nationalpark Albufera - hier kann man durch ein verlandetes Stück Feuchtgebiet wandern oder eher spazieren - und es gibt an verschiedenen Orten Holzhütten, aus denen heraus sich jede Menge Vögel und auch das eine oder andere Pferd beobachten lassen. 

30.11.2015 - Dirk